Preußen, Militär-Verdienstkreuz (2. Ausgabe), von Joh. Wagner & Sohn, mit Verleihungsetui und Umkarton

Königreich Preußen, Militär-Verdienstkreuz, verliehen 1866 bis 1918.

Probemäßiges Exemplar aus der späten Fertigung gemäß AKO vom 16. November 1916. Silber geprägt und vergoldet, mit Hersteller- und Feingehaltspunzierungen „W“ und „938“ der Hofjuweliere Johann Wagner & Sohn, Berlin, auf dem unteren Kreuzarm. Der typische Prägefehler am „T“ zwar bereits sichtbar, jedoch noch nicht allzu stark ausgeprägt.

Dazu das Verleihungsetui aus Fertigung des Hofbuchbinders H. F. Schwartz, Berlin, noch in friedensmäßiger Qualität(!), in echtem Maroquinleder und mit Druckknopfverschluss, innen in schwarzem Samt und in schwarzer Seide, die inneren Kanten mit goldenen Zierleisten beklebt. Das Etui entspricht vollkommen denen, die auch für den RAO Verwendung fanden. Inliegend das korrekte, 35 mm breite, wohl ungetragene Band, etwa 22,5 cm lang. 

Dazu außerdem der aus hellbrauner Pappe gefertigte Umkarton mit aufgeklebtem weißem Etikett mit vierzeiliger Inschrift „Militär- / Verdienstkreuz / Nur von dem Beliehenen / zu öffnen.“ sowie rot-schwarzem Klebesiegel der preußischen Generalordenskommission. 

Das Kreuz in guter, nur leicht getragener Erhaltung, die Vergoldung weitgehend erhalten und nicht allzu sehr patiniert. Auch das Etui ohne nennenswerte Mängel, der Umkarton jedoch mit sehr starken Alters- und Gebrauchsspuren, sowie stellenweise alt überklebt. Trotz dieser zeitgenössischen Reparatur lösen sich die Verklebungen der Kanten teilweise. 

Es handelt sich um das am 30. Juni 1918 an den Unteroffizier Paul Kubitz, 1. Rekruten-Depot des Ersatzbataillons Infanterie-Regt. 24 verliehene Exemplar. Sein Verleihungsvorschlag wurde wie folgt begründet: 

„Unteroffizier Kubitz, am 13.1.15 als Ersatz-Rekrut beim 1. Rekruten-Depot des Ersatz-Bataillons des Infanterie-Regiments 24 in Neuruppin eingetreten, ist seit dem 20.4.15 beim Regiment und erfreut sich wegen seiner hervorragend guten Führung bei seinen Vorgesetzten und Kameraden der höchsten Wertschätzung. Besonders im Gefecht leistet er Vorzügliches. Mit Kaltblütigkeit und Besonnenheit paart sich bei ihm Tapferkeit und schneidiges Draufgängertum. Seit Mai 1917 bereits im Besitz des Eisernen Kreuzes 1. Klasse bewies er seitdem wieder vor allem in der Durchbruchsschlacht in Ostgalizien und letzhin (sic) bei St. Quentin glänzende Taten persönlicher Tapferkeit. Am 21.7.17 wehrte er, mit seiner M.G.Gruppe rasch in die vorderste Linie geworfen, standhaft den russischen Gegenstoß ab und riß durch sein Vorgehen die zum Teil wankende Linie wieder nach vorn. Am 28.3.18 trug er im Gefecht bei Vrély durch sein im Vorwärtsstürmen abgegebenes lebhaftes Verfolgungsfeuer zur raschen Überwindung des Gegeners (sic) wesentlich bei. Ebenso entschlossen bekämpfte er am 4.4.18 bei Sauvillers trotz stärkster Gegenwirkung des Feindes mit fühlbarem Erfolg feindliche Schützenlinien. Infolge seines unerschrockenen Benehmens im Gefecht, wurde er in Galizien leicht, bei Sauvillers schwer verwundet. Seine Vorgesetzten und Kameraden stimmten darin überein, dass sich Unteroffizier Kubitz einer Allerhöchsten Auszeichnung würdig gemacht hat.“

In dieser Vollständigkeit, mit Provenienz, und mit der Begründung kaum wieder beschaffbar!

Das preußische Militär-Verdienstkreuz wurde zusammen mit den „neuen“ Militär-Ehrenzeichen I. und II. Klasse am 27. Februar 1864 anstelle der beiden älteren Militär-Ehrenzeichen gestiftet. Verliehen wurde es an Mannschaften und Unteroffiziere als höchste Tapferkeitsauszeichnung äußerst sparsam, nämlich zwischen 1866 und 1914 nur knapp 60-mal, teilweise an russische Unteroffiziere. Im Weltkrieg erfolgten dann 1.763 Verleihungen an verdiente Unteroffiziere, die bereits das Eiserne Kreuz in beiden Klassen besaßen. Die häufig verwendeten Bezeichnungen „Goldenes Militär-Verdienstkreuz“ und „Pour le Mérite für Unteroffiziere“ waren nie offiziell. 

Literatur: Hesse Edler von Hessenthal, Waldemar, und Schreiber, Georg. Die tragbaren Ehrenzeichen des Deutschen Reiches einschließlich der vormals selbständigen deutschen Staaten sowie des Kaisertums und des Bundesstaates Österreich, der Freien Stadt Danzig, des Großherzogtums Luxemburg, des Fürstentums Liechtenstein und der Ehrenzeichen der NSDAP. Berlin 1940. Vgl. S. 352/353.

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