Baden, Nachlass des Oberleutnants Hans Graf, mit Ritterkreuz des Militärischen Karl-Friedrich-Verdienstordens, mit den Verleihungsurkunden, Verleihungsetuis usw.

Großherzogtum Baden, Auszeichnungs- und Dokumentennachlass des Oberleutnants bzw. Hauptmanns a. D. Hans Graf vom Grenadier-Regiment Nr. 110, bestehend aus folgenden Stücken:

• Baden, Militärischer Karl-Friedrich-Verdienstorden, Ritterkreuz. Exemplar der letzten Ausgabe, mit den größeren Abmessungen, die ab etwa März 1916 durch die Firma C. F. Zimmermann, Pforzheim, gefertigt und geliefert wurde. Silber, mehrteilig gefertigt, vergoldet und emailliert, die Medaillonringe Gold, ebenso der gestichelte Untergrund unter dem silbernen, im rückseitigen Medaillon aufgelegten Greifen. An mittels eines Scharniers beweglich angebrachter Krone mit ebenfalls beweglichem Bandring durch deren Reichsapfel. Ohne Punzierungen. Zusammen mit ungetragenem, etwa 29 cm langem Bandstück im mit rotem Lederimitat bezogenen Verleihungsetui, dieses mit einer goldenen Zierlinie auf dem Deckel und ansonsten, wie üblich, ohne weitere Bezeichnungen. Dazu die als „Ordens-Diplom“ bezeichnete Urkunde über die Verleihung an den „Oberleutnant Hans Graf im 2ten Badischen Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. No. 110“, vollzogen Karlsruhe, 3. Mai 1918, mit Originalunterschrift Großherzog Friedrich II. in Tinte.

• Baden, Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern. Ebenfalls eine Weltkriegsfertigung der Firma C. F. Zimmermann, Pforzheim. Silber, mehrteilig gefertigt, teilweise mit Goldauflage („Doublé“). Das Medaillon der Vorderseite in Emaillemalerei, das der Rückseite transluzid rot emailliert. Die Kreuzarme vorderseitig mit grünen Glassteinen besetzt. Dazu die Urkunde für den „Leutnant Hans Graf im 2. Badischen Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I Nr. 110“, vollzogen Karlsruhe, 19. August 1915. Außerdem die Verleihungstüte des ersten Typs, mit der komplett handschriftlichen Personalisierung durch die Ordenskanzlei, rückseitig mit Klebesiegel.

• Preußen, Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Kreuz der Ritter mit Schwertern. Probemäßiges Exemplar der seit AKO vom 16. November 1916 gefertigten und verliehenen zweiten Ausgabe. Silber, mehrteilig gefertigt, vergoldet und emailliert, mit Herstellerpunzierung „W“ der Hofjuweliere Johann Wagner & Sohn, Berlin, sowie Feingehaltspunzierung „938“ an der Kante des unteren Kreuzarmes. Zusammen mit ungetragenem, etwa 32 cm langem Bandstück im mit dunkelgrünem Kaliko(?) bezogenen Verleihungsetui der späten Kriegsfertigung. Dazu die Urkunde für den „Oberleutnant Hans Graf im 2. Badischen Grenadierregiment Kaiser Wilhelm I. No. 110“, vollzogen Berlin, 23. Juni 1918, mit Originalunterschrift des Grafen Kanitz.

Beiliegend außerdem das „Patent als Fähnrich der Infanterie für den bisherigen Unteroffizier Graf“, ausgefertigt „Balholm, an Bord seiner Majestät Jacht „Hohenzollern“, den 19. Juli 1913, ein vierseitiger „Kriegsranglisten-Auszug“ der Reichsarchivzweigstelle vom 15.11.1935 sowie eine Photopostkarte aus der Zeit kurz nach dem Weltkrieg, die Graf in Uniform und mit seiner Gattin zeigt. Er trägt darauf die hier genannten Auszeichnungen, außerdem beide Klassen des Eisernen Kreuzes sowie das Verwundetenabzeichen in mattweiß.

Die Auszeichnungen in guter, wohl nur wenig getragene Erhaltung, scheinbar alt zaponiert und deswegen besonders farbfrisch erhalten, jedoch ist der Klarlack teilweise etwas vergilbt. Die Etuis und die Tüte mit ebenfalls nur leichten Alters- bzw. Gebrauchsspuren, allerdings ist die Einlage des Etuis zum „Karl Friedrich“ etwas gelöst. Die Urkunden und Dokumente sind, vom Kriegsranglistenauszug abgesehen, nicht gelocht und befinden sich ebenfalls in einer wohl überdurchschnittlich guten Gesamterhaltung, teilweise mit leichten Stockflecken.

Aus einer hiesigen Privatsammlung, zuvor ex Jan K. Kube e. K., Sugenheim, 140. Auktion vom 29. Mai 2021, dort Zuschlag 7.200,- Euro zzgl. Aufgeld.

Interessanter Nachlass eines höchstdekorierten jungen Offiziers, in dieser Vollständigkeit und Qualität nur noch ganz selten am Markt zu finden!

Der Militärische Karl-Friedrich-Verdienstorden wurde durch Großherzog Carl Friedrich mit Landesherrlicher Verordnung vom 4. April 1807 in drei Klassen zur Belohnung besonderer Tapferkeit von Offizieren gestiftet. Die gleichzeitig gestiftete zweistufige „Militärische Verdienstmedaille“ war diesem zu keiner Zeit affiliiert. Insgesamt erfolgten 706 Verleihungen des Ritterkreuzes, davon 288 während des Weltkrieges, für den teils noch ältere Kreuz verausgabt wurden.

Literatur: Graf Klenau, Arnhard. Orden in Deutschland und Österreich. Band II: Deutsche Staaten (1806–1918). Teil I: Anhalt–Hannover. Offenbach 2008. S. 38–47.

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