Hessen-Darmstadt, Philippsorden (2. Modell), Silbernes Kreuz (2. Ausgabe), im Verleihungsetui

Großherzogtum Hessen, Großherzoglich Hessischer Verdienst-Orden Philipps des Großmüthigen (bzw. nur 1876/77: „Großherzoglich Hessischer Philipps-Orden“), Silbernes Kreuz, verliehen 1849 bis 1918.

Exemplar der zweiten, ab 1859 verliehenen Ausgabe mit geringeren Abmessungen und gekörnten Kreuzarmflächen. Silber geprägt, die Medaillons mehrteilig gefertigt und mit opak blau emailliertem Hintergrund. An gekehltem, länglichem Bandring. Mutmaßlich Fertigung der Firma C. F. Zimmermann, Pforzheim, aus der Zeit um die Jahrhundertwende, unpunziert.

Dazu das rechteckige Verleihungsetui derselben Zeit, noch mit dem älteren Wappen, in dunkelgrünem Leder, goldfarben mit dem hessischen Wappen und der zweizeiligen Zweckinschrift „Philipps-Orden / Silbernes Kreuz“ bedruckt. Innen altweißer Seidenhimmel mit seidener Halterung für das Band und weinroter Samteinlage mit Aussparung für das Ordenskreuz und den Bandring.

Das Kreuz in guter bis sehr guter, kaum getragener Erhaltung, das Etui in altersgemäß guter Erhaltung ohne größere Gebrauchsspuren. Inliegend 30 (!) cm langes Bandstück sowie ein späteres Zettelchen mit dreizeiliger Beschriftung „Auszeichnung / Georg Tempel / + Juli 1910“. Der Deutsche Ordens-Almanach (Ausgabe 1906, S. 1290) führt gleich zwei Herren dieses Namens auf, die diese Auszeichnung trugen: Einen Lehrer in Dittelsheim, Kreis Alsfeld sowie einen Proviantamts-Direktor in Thorn, der weitere preußische Auszeichnungen hatte. Schon aufgrund der Erwerbsumstände dürfte ersterer der Träger gewesen sein.

Schönes und in dieser Qualität bzw. Vollständigkeit und mit Provenienz seltenes Ensemble!

Der Verdienst-Orden Philipps des Großmüthigen wurde durch Großherzog Ludwig II. am 1. Mai 1840 als vierklassiger Verdienstorden gestiftet. Im Jahr 1849 wurde die Gestaltung der Insignien grundlegend verändert, außerdem erfolgten in diesem Jahr wie in den Jahren 1859, 1881, 1893 und 1900 Erweiterungen, sodass er 1918 über sechs Klassen sowie ein affiliiertes Silbernes Kreuz verfügte, die jeweils auch mit Schwertern und als Höherstufung mit einer Krone verliehen werden konnten. Mit den 1849 gestifteten Schwertern wurden bis 1893 Militärs grundsätzlich bedacht, danach nur noch für kriegerisches Verdienst. Mit dem Untergang der Monarchie im November 1918 erlosch auch der Orden.

Literatur: Klingbeil, Karsten. Orden 1700–2000. Band 1: Anhalt–Hohenlohe. Bergisch Gladbach 2008. Vgl. S. 256–267.

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